
Durchbruch geplant: Wie erkennt man eine tragende Wand?
Die Raumaufteilung in Altbauten entspricht oft nicht den heutigen Vorstellungen und Ansprüchen an den gewünschten Wohnkomfort. Schmale Flure, kleine verwinkelte Zimmer: Da liegt der Gedanke nahe, Wände zu entfernen oder Durchbrüche zu schaffen, um die Raumaufteilung neu zu gestalten. Im Vorfeld sollte allerdings unbedingt klar sein, ob es sich um tragende Wände handelt! Welche Funktion tragende Wände haben, woran man Sie erkennt und ob es möglich ist, auch eine tragende Wand zu entfernen – erfahren Sie dies und mehr in unserem Beitrag.
Was sind tragende Wände und welche Funktion haben sie?
In einem Gebäude gibt es tragende und nichttragende Wände. Dabei sind tragende Wände wesentliche strukturelle Elemente - sie tragen das Gewicht der Decke, des Daches oder anderer Bauteile eines Hauses. Damit sind tragende Wände wichtig für die Statik und die Sicherheit eines Gebäudes, denn sie verteilen die Lasten gleichmäßig und sorgen für Stabilität und Standfestigkeit. Daneben sind tragende Wände Konstruktionselemente und unterteilen ein Haus räumlich in unterschiedliche Funktionsbereiche. Sie bieten außerdem Schutz vor Lärm, Feuchtigkeit oder Feuer.
Für tragende Wände werden Materialien mit hoher Festigkeit verbaut. Die Wahl des Materials hängt neben dem Baustil und den spezifischen Anforderungen des Gebäudes auch davon ab, welche örtlichen Bauvorschriften gelten. Üblicherweise werden tragende Wände aus Ziegel- oder Betonsteinen, Stahlbeton oder massiven Holzkonstruktionen errichtet.
Woran kann man eine tragende Wand erkennen?
Um tragende Wände zu erkennen, gibt es verschiedene Merkmale und Methoden. Dazu gehören folgende:
- Bauzeichnung/Grundriss
Ein Blick in die Baupläne gibt Aufschluss über die Lage der tragenden Wände. Diese sind im Grundriss meist dicker dargestellt oder mit besonderen Mustern – z.B. Schraffierungen - gekennzeichnet. Im Original-Grundriss lässt sich außerdem erkennen, ob bereits Zwischenwände entfernt wurden. Im Zweifelsfall sollte eine Fachfrau oder ein Fachmann (Architekt/in, Bauingenieur/in oder Bausachverständige/r) hinzugezogen werden.
- Position und Lage
Auch Position und Verlauf einer Wand geben Aufschluss darüber, ob sie als tragfähig gebaut wurde oder nicht. Wenn mehrstöckige Häuser gleiche Wandverläufe haben, ist dies ein Hinweis auf eine tragende Wand – denn so werden die Kräfte nach unten abgeleitet und auf das Fundament übertragen. Tragende Wände verlaufen in der Regel senkrecht zu den Deckenbalken.
- Material
In der Regel bestehen tragende Wände aus massiven Baustoffen mit einer hohen Dichte. Hier kann ein Klopf- oder Bohrtest helfen, eine tragende Wand zu identifizieren: Wenn diese dabei hohl klingt und sich leicht durchbohren lässt, handelt es sich wahrscheinlich nicht um eine tragende Wand. Klingt die Wand aber gedämpft und satt und lässt sich zudem schwer durchbohren, ist dies ein Hinweis auf eine tragende Wand.
- Wandstärke
Üblicherweise sind tragende Wände dicker als nichttragende. So kann die Dicke der Wand Aufschluss über die tragende Funktion geben. Bei Neubauten, die nach 1990 errichtet wurden, liegt die vorgeschriebene Mindeststärke einer tragenden Wand bei 11,5 Zentimetern. Für Altbauten gilt diese Regel nicht, früher wurden auch schmalere Wände als tragend zugelassen. Ist die Wand jedoch dicker als 17,5 cm, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine tragende Wand.
- Horizontale Balken und Eisenträger
Erkennbare horizontale oder vertikale Balken oder Eisentröger sind ein Zeichen dafür, dass die Wand eine tragende Funktion hat.
Handelt es sich erwiesenermaßen um eine nicht tragende Trockenbauwand, sollte man diese trotzdem nicht unbedacht einreißen oder durchbrechen. Denn oft verlaufen hier Wasser-, Gas- oder Stromleitungen.
Kann man eine tragende Wand entfernen?
Wenn der geplante Durchbruch einer tragenden Wand auf jeden Fall umgesetzt werden soll, ist dies – allerdings mit erheblich größerem Aufwand – oft möglich. Dafür wird in vielen Fällen eine Genehmigung des Bauamts benötigt. Für kleinere Projekte, z.B. das Einbauen einer Tür, ist dies aber meist nicht erforderlich. Eine qualifizierte Fachkraft, z.B. eine Architektin oder ein Architekt, kann die Statik des Gebäudes überprüfen und Lösungen empfehlen, wenn tragende Wände beseitigt werden sollen. Als geeigneter Ersatz für die tragende Wand können zum Beispiel Stahlträger oder Stützelemente eingebaut werden. Wichtig ist dies nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für die Werterhaltung der Immobilie.
Jedes Risiko bei tragenden Wänden vermeiden!
Werden tragende Wände nicht erkannt und durchbrochen, kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben. Um dieses Risiko zu minimieren, ist es notwendig, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Daher ist es ratsam, im Zweifel immer eine Fachfrau bzw. einen Fachmann für Statik hinzuzuziehen. Das kann Ihnen viel Ärger ersparen - und ein durch das Einreißen einer tragenden Wand entstehender Schaden kann wesentlich teurer werden als die Beurteilung durch einen Profi.
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