Inflation und steigende Zinsen – was heißt das für Bauwillige und Käufer?
In den vergangenen Jahren sind die Preise für Immobilien rasant gestiegen, doch niedrige Zinsen haben Bauwilligen oder Käufern trotzdem eine Finanzierung ermöglicht. Es scheint, als wäre diese Phase nun bald vorbei. Die Finanzierung wird deutlich teuer - die Preise für Wohnimmobilien steigen aber weiter. Im Jahr 2021 betrug die Preiserhöhung durchschnittlich 11 Prozent, wobei insbesondere im letzten Quartal ein Rekordanstieg verzeichnet wurde.
Inflation, höhere Kosten, steigende Bauzinsen – wohin geht die Entwicklung? Und kann für Interessierte eine Immobile trotzdem noch finanzierbar sein? Lesen Sie hier mehr zum Thema.
Was ist eine Inflation?
Ein anderes Wort für Inflation ist Teuerung. In der Volkswirtschaft versteht man darunter den ständigen Anstieg eines Preisniveaus. Die in Prozent ausgedrückte Inflationsrate gibt an, wie sehr Preise für Waren und Dienstleistungen in einem bestimmten Zeitraum gestiegen sind. Durch diese Verteuerungen und steigende Zinsen verliert das Geld an Wert und die Kaufkraft sinkt. Berechnet wird die Inflationsrate anhand eines künstlichen „Warenkorbs“, in dem sich die für Privathaushalte typischen Waren und Dienstleistungen befinden.
Jahrelang waren steigende Preise kein großes Thema, inzwischen aber hat sich das Blatt gewendet. Im April lag die Inflationsrate bei 7,4 %, der höchsten Teuerungsrate seit über 40 Jahren.
Welche Auswirkungen hat die Inflation für Bauwillige?
Stark beeinflusst wird die hohe Inflationsrate durch die Energiepreise, die seit Beginn des Krieges in der Ukraine deutlich angestiegen sind. Das wirkt sich auf alle Bereiche aus, so auch auf den Bausektor.
Besonders deutlich spürt man die Preissteigerungen außerdem bei den Baumaterialien. Von erheblichen Preiserhöhungen sind zum Beispiel Holz, Beton, Dämmstoffe und auch Bauchemikalien betroffen. Dazu kommen teilweise Lieferprobleme, unter anderem beim Stahl, bei dem ein großer Anteil normalerweise aus Russland kommt.
Auch steigende Zinsen verteuern das Bauen und Kaufen
Zwar ist das Zinsniveau immer noch günstig, aber aktuell steigen die Zinsen. Bei einer 10-jährigen Laufzeit beträgt der Zinssatz derzeit ca. 2,6% - er hat sich damit innerhalb eines Jahres verdreifacht. Im Klartext heißt dies: Bei einem durchschnittlichen Baukredit, der bei knapp 400.000 Euro liegt, wurden vor einem Jahr für die Zinsen ca. 330 Euro gezahlt, heute sind es etwa 900 Euro pro Monat.
Da das Gehaltsniveau diese Entwicklung nicht annähernd auffängt, wird der Immobilienkauf für viele Menschen noch schwieriger oder gar unmöglich. Auch das für die Finanzierung notwendige Eigenkapital verliert aufgrund der Inflation an Wert.
Noch hat die Europäische Zentralbank den Leitzins nicht angehoben. Erwartet wird eine Anhebung eventuell im Juli dieses Jahres. Eine deutliche Aufwärtsentwicklung der Bauzinsen bis zum Jahresende ist dann wahrscheinlich.
Was tun, um eine Immobilie trotzdem finanzierbar zu machen?
Bei Bauvorhaben kann man sparen, indem man ein Grundstück im eher ländlichen Bereich kauft. Weitere Möglichkeiten: Kleiner bauen, Keller weglassen, sich für eine einfachere Ausstattung entscheiden und möglichst viel Eigenleistung in das Vorhaben einbringen. Man sollte versuchen, zum Festpreis zu bauen. Dies wird aber aufgrund der derzeit unsicheren Lage von vielen Baufirmen abgelehnt.
Während man in Phasen mit niedrigen Zinsen einen hohen Tilgungsanteil hat und der Kredit damit schneller abbezahlt ist, kann man bei gestiegenem Zinssatz die Tilgung reduzieren. Allerdings erhöht sich damit auch die Laufzeit der Finanzierung, das heißt man zahlt länger ab. Es gibt aber auch Verträge, die die Möglichkeit bieten, dies während der Laufzeit zu ändern.
Sind Immobilien inflationssicher?
Die Investition in ein Eigenheim stellt eine gewisse Sicherheit vor den Auswirkungen einer Inflation dar, insbesondere wenn das Objekt selbst genutzt wird und sich in einem guten Zustand befindet. Die Neben- und Betriebskosten steigen zwar im Zuge der Inflation, doch der Wert der Immobilie steigt. Und wurde das Eigenheim finanziert, gibt es einen weiteren positiven Aspekt: Der Nennwert der Schulden bleibt gleich, während der tatsächliche Wert der Schulden durch die Geldentwertung sinkt.