Kommt nach dem Boom die Stagnation auf dem Immobilienmarkt?

Kommt nach dem Boom die Stagnation auf dem Immobilienmarkt?

In den vergangenen Jahren sind die Immobilienpreise rasant gestiegen. Eine hohe Nachfrage, angefeuert durch günstige Bauzinsen, stand einem begrenzten Angebot gegenüber. Dies führte dazu, dass Kauf- und Bauinteressenten immer tiefer in die Tasche greifen mussten, um sich den Traum von den eigenen 4 Wänden zu erfüllen. Im Jahr 2021 waren Häuser und Wohnungen durchschnittlich 11 Prozent teurer als im Jahr zuvor.

Auch im ersten Quartal dieses Jahres sind Wohnimmobilien nochmal  deutlich teurer geworden. Doch nun scheint sich nach zehn Jahren Immobilienboom in Deutschland eine Wende abzuzeichnen. Woran das liegt und was das für den Immobilienmarkt bedeutet, dazu mehr im folgenden Beitrag.

Der Wunsch nach den eigenen 4 Wänden ist ungebrochen

Der Wunsch nach Wohneigentum ist nach wie vor groß, doch viele Interessenten stellen sich die Frage, ob in der gegenwärtigen Situation der Bau oder Kauf noch zu realisieren ist. Die Preise für Wohneigentum werden so schnell nicht sinken, insbesondere Baukosten werden weiter steigen und das Angebot bleibt unter der Nachfrage.

Zwar hat die Aussicht auf steigende Zinsen den Immobilienmarkt in den letzten Wochen nochmal angefeuert, doch nun führen verschiedene Einflüsse und Turbulenzen zu einer allgemeinen Zurückhaltung, die eine Stagnation auf dem Immobilienmarkt nach sich ziehen könnte. Viele haben ihren Traum vom Eigenheim vorerst auf Eis gelegt.

Steigende Zinsen für Baufinanzierungen

Historisch gesehen ist der jetzige Zinssatz, der durchschnittlich bei 2,5 bis 3 Prozent effektiv liegt, zwar immer noch niedrig. Jedoch schreitet die Entwicklung und damit  Verteuerung deutlich schneller voran, als vorhersehbar war. Innerhalb weniger Monate sind die Bauzinsen hochgeschossen, und zwar mit dem schnellsten Anstieg seit 1980. Seit Anfang dieses Jahres sind die Zinsen für Baufinanzierungen durchschnittlich um 1,5 Prozentpunkte gestiegen, wobei sie sich allein im April um etwa 0,5 Prozentpunkte verteuerten.

Da auch langfristige Prognosen einen weiteren Anstieg bis ins nächste Jahr hinein voraussagen, werden die hohen Finanzierungskosten die Nachfrage nach Wohnimmobilien spürbar dämpfen. Denn mit derart drastisch steigenden Zinsen fallen die Käufergruppen aus dem Markt, die sich eine Finanzierung schlichtweg nicht mehr leisten können.

Inflation und steigende Lebenshaltungskosten

Die Inflationsrate in Deutschland wird im Mai 2022 voraussichtlich +7,9 % betragen und liegt damit nochmal  0,5 Prozentpunkte über dem Vormonat April. Mit dieser höchsten Teuerungsrate seit über 40 Jahren verliert das Geld weiter an Wert, die Kosten für die Lebenshaltung steigen und die Kaufkraft sinkt.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Preisanstieg eingesetzt, verursacht durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Verteuerungen für Materialien und Lebensmittel. Der aktuell sprunghafte Anstieg ist in erster Linie den stark steigenden Energiepreisen geschuldet, die durch den Krieg in der Ukraine verursacht wurden. Auch Baumaterialien sind von extremen Preissteigerungen betroffen. Dazu kommen hier mögliche Lieferengpässe, die zu Zeitverzögerungen führen und damit zusätzlich höhere Kosten verursachen.

In vielen Bundesländern sind zudem die Grunderwerbsteuersätze stark gestiegen. Da Kaufnebenkosten idealerweise vom vorhandenen Vermögen gezahlt werden sollten, ist entsprechend mehr Eigenkapital dafür erforderlich.

Rückläufige Nachfrage und Entwicklung der Immobilienpreise

Diese Gesamtsituation kann neben den steigenden Zinsen zur Verunsicherung und Zurückhaltung bei Bau- und Kaufwilligen beitragen.

Eine rückläufige Nachfrage nach Immobilien wird sich vermutlich nicht sofort auf die Immobilienpreise auswirken, hier ist eher mit einer Stagnation zu rechnen. Dass es mit einiger Zeitverzögerung zu sinkenden Immobilienpreisen kommt, wünschen sich viele Bau- und Kaufinteressenten –  aber ob und wann die Preise sinken, kann nicht prognostiziert werden. Wahrscheinlich werden aber die Preise zumindest nicht so rasant steigen wie in den Jahren zuvor.