Ökostrom – Mehr Schein als Sein?

Ökostrom – Mehr Schein als Sein?

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Viele Anbieter beteiligen sich an einem Etikettenschwindel – denn als echter Ökostrom gilt nur der Strom, der aus regenerativen Quellen erzeugt wird und in den die Anbieter investieren, zum Beispiel in notwendige Produktionsanlagen. Doch der Handel mit Ökostrom ist weltweit stark verbreitet. Überall werden Zertifikate dazu gekauft, um den Verbraucher glücklich zu machen. Die Nachfrage nach dem sogenannten „grünen Strom“ ist groß, doch oft ist der Ökostrom alles andere als grün: Der Handel der Zertifikate ermöglicht auch den Atom- und Kohlekraftwerken, ihren Strom als Ökostrom zu deklarieren.

Sie, als Verbraucher, sollten sich natürlich nicht über den Tisch ziehen lassen und nur Ökostrom beziehen, welcher auch wirklich aus einer regenerativen Quelle kommt. Mit Hilfe von verschiedenen Gütesiegeln lässt sich die Qualität des alternativen Stroms bestimmen. Diese Gütesiegel stellen zwar eine Hilfe für den Verbraucher dar, verfügen allerdings auch über unterschiedliche Maßstäbe. 

Damit Sie bei der Wahl Ihres Ökostroms wirklich eine grüne Wahl treffen, stellen wir Ihnen im Folgenden verschiedene Gütesiegel vor:

EE01 und EE02 vom TÜV Süd

Bei den beiden Siegeln, die der TÜV Süd vergibt, muss der Strom aus erneuerbaren Energien bezogen werden – und das zu 100 Prozent. Das Siegel EE01 setzt zudem voraus, dass mindestens 25 Prozent des Stromes aus neuen Kraftwerken stammt. Diese Kraftwerke müssen außerdem zur alternativen Energiegewinnung errichtet worden sein. Erzeugung und Verbrauch müssen bei dem Siegel EE02 zeitgleich erfolgen. Natürlich muss auch hier der Strom aus einer nachvollziehbaren und regenerativen Quelle stammen. In der Regel wird das Siegel EE01 am häufigsten vergeben. 

Außerdem gibt es noch ein weiteres TÜV-Siegel, das UE01. Um dieses Siegel zu erlangen, muss der Strom aus mindestens 50 Prozent erneuerbaren Energien entstehen. Der Rest kann aus einer Kraft-Wärme-Kopplung bezogen werden. Weitere Voraussetzungen für dieses Label sind die Zeitgleichheit und, dass die erneuerbaren Energien zu mindestens 25 Prozenten aus neuen Kraftwerken stammen müssen. Die resultierenden Preisaufschläge werden zum Ausbau der alternativen Energiegewinnung genutzt. Mindestbeträge bestehen hierbei jedoch nicht.

Das GSL-Ökostrom-Zertifikat (GSL)

Das GSL steht nicht nur für sich selbst. Viele verschiedene, gemeinnützige Organisationen, wie Umwelt- und Verbraucherschutzverbände, sowie Förderorganisationen, stecken hinter dem Zertifikat. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) oder auch die Verbraucher Initiative gehören dazu. Des Weiteren besteht das Label aus zwei verschiedenen Klassen, dem GSL-Gold und dem GSL-Silber. Das GSL-Gold Siegel wird vergeben, wenn der Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien besteht. Also zu 100 Prozent aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft, sowie Biosmasse oder Klärgas bezogen wird. Es gelten hierbei sowohl alle Kriterien des Erneuerbare-Energiegesetzes (EEG), als auch die Biomasseverordnung. Bei dem Zertifikat des GSL-Silbers müssen entweder 50 Prozent des Stroms aus einer Kraft-Wärme-Kopplung stammen oder aus regenerativen Quellen bezogen werden. RECS-Zertifikate werden ebenfalls akzeptiert. Eine eindeutige Nachweisung über die Herkunft der Stromlieferungen gilt hier als selbstverständlich, denn so kann eine Doppelvermarktung verhindert werden. Außerdem müssen die Labelträger einen Sonderbeitrag von 1 Cent pro Kilowattstunde leisten, welcher dem Erhalt und Bau von Ökostromanlagen dient.

Das OK-Power-Siegel des Vereines Energievision e.V.

Der Verein Energievision e.V., zu dem das OK-Power-Siegel gehört, besteht aus verschiedenen, renommierten Institutionen, wie dem Öko-Institut e.V. oder dem WWF Deutschland. Das Siegel wird nur vergeben, sofern die Firmen garantieren können, dass die Produkte einen zusätzlichen Umweltnutzen haben. Anders gesagt: Die Nachfrage an Ökostrom ist höher, als durch öffentliche Förderungen erzeugt werden kann. Daher ist es notwendig, mehr Strom durch erneuerbare Energien zu erzeugen. Die Anbieter sind dazu verpflichtet, einen festgesetzten Mindestanteil in den Neubau von Alternativen Kraftwerken zu investieren, sowie gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplungen zu fördern. Bei der Bewertung von OK-Power-Siegel sind ebenso RECS-Zertifikate anerkannt. Auch hier werden die Labels in zwei Gruppen vergeben. Bei der Gruppe der „Händlermodelle“ muss der Strom entweder aus erneuerbaren Energien gewonnen werden oder aus einer Kraft-Wärme-Kopplung stammen. Wichtig ist dabei, dass mindestens ein Drittel des Stroms aus Anlagen gewonnen wird, die nicht älter als sechs Jahre sind. Der Anreiz zum Neubau von Ökostrom-Anlagen soll damit gefördert werden. Ein weiteres Drittel muss aus Anlagen gewonnen werden, welche nicht älter als 12 Jahre sind. Der erzeugte Strom sollte sich dabei immer an den Förderbereich des Erneuerbare-Energiegesetzes (EEG) anpassen. Die andere Gruppe bezieht sich auf die „Fondmodelle“. Bei Diesen müssen die Verbraucher einen Aufpreis zahlen. Dieser gilt als Förderfond und wird für den Ausbau neuer alternativen Stromerzeugungsanlagen genutzt. Allerdings sollte bewusst sein, dass dieses Label zwar eine Förderung solcher Anlagen unterstützt, selbst allerdings meist als unwirtschaftlich gilt.

RECS-Zertifikate – Vorsicht geboten

Die sogenannten RECS-Zertifikate, die weiter oben bereits erwähnt werden, stehen für das Renewable Energy Certificate. Dieses System ermöglicht den Handel mit dem Ökostrom. Die Entwicklung dieses Zertifikates gilt als obligatorisch, denn mit der Einspeisung des Ökostroms in das herkömmliche Stromnetz muss auch eine Unterscheidung zum konventionell erzeugten Strom erfolgen. 

Die Grundlage des Systems ermöglicht es, dass Ökostrom auch gesondert verkauft werden kann. Das RECS-Zertifikat wird vergeben, sofern mindestens eine Megawattstunde (Mwh) durch Ökostrom produziert wird. Energieproduzenten oder-versorger haben so die Möglichkeit, mit RECS-Zertifikaten zu handeln. Doch durch die Trennung von physischem Strom und Handelszertifikaten wird es Energielieferanten ermöglicht RECS-Zertifikate zu erwerben, ohne, dass sie selbst ökologischen Strom erzeugen. Durch die somit mögliche Umdeklarierung von konventionellem Strom kann es passieren, dass hinter dem vermeintlichen Ökostrom Atom- oder Kohlestrom steckt. 

Wie Sie sehen, steckt hinter dem Ökostrom ein großes Geschäft. Damit Sie mit dem Stromwechsel nicht nur ein gutes Gewissen haben, sondern wirklich ökologisch wertvollen Strom beziehen, sollten Sie daher vor Vertragsabschluss immer checken, über welches Label der Stromanbieter verfügt.

Für weitere Fragen stehen wir, das Team von Jensen & Doering, Ihnen gerne zur Verfügung.