Schottergärten – ein umweltfeindlicher Trend

Schottergärten – ein umweltfeindlicher Trend

Der Trend zu Schottergärten auf deutschen Grundstücken ist unübersehbar. Pflegeleicht, minimalistisch und topmodern, dazu noch unkrautfrei – so argumentieren die Fürsprecher dieses Gartentrends. Auch das Phänomen „Herdentrieb“ lässt sich - wie in vielen anderen Bereichen – beobachten. Was der Nachbar hat, möchte man auch haben. Und niemand kann sich dann über einen „unordentlichen“ Garten beschweren! Dazu verspricht man sich mit einem Schottergarten mehr Freizeit, doch die Vorstellung von pflegeleicht und unkrautfrei ist ein Trugschluss – davon sind diese Steinwüsten weit entfernt. Auch vieles andere spricht gegen einen Schottergarten. Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Was versteht man unter einem Schottergarten?

Im Gegensatz zum klassischen Stein- oder Kiesgarten, in dem Pflanzen kultiviert werden, die auf kargen, nährstoffarmen Böden wachsen, besteht ein Schottergarten vor allem aus Kies und Steinen verschiedener Art, häufig in grau gehalten, manchmal auch unterschiedlich in Form, Größe und Herkunft. Ein Metallzaun drumherum  macht das coole Ambiente für viele perfekt. Pflanzen sind – wenn überhaupt – nur als einzelne Akzentpunkte zu finden, oft handelt es sich dann um Formgehölze.

Für die Anlage dieser „Gärten“ entfernt man den Mutterboden und breitet eine Vliesplane aus, die verhindern soll, dass Pflanzen durch den Schotter hindurch wachsen. Anschließend werden die Steine darauf gekippt. Meist sind es Vorgärten, die in dieser Form gestaltet bzw. verunstaltet werden.

Welche Nachteile haben Schottergärten?

  • Ein Schottergarten ist biologisch wertlos

Für Vögel, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Tiere sind Gärten wichtige Lebensräume und Nahrungsquellen Vorausgesetzt, es finden sich dort Grünpflanzen, Blüten und natürlich Erde. Selbst der kleinste Vorgarten bedeutet – richtig und naturfreundlich angelegt – eine lebensnotwendige Bereicherung für die Tiere und kann einen wertvollen Beitrag für die Artenvielfalt leisten. Ein Schottergarten ist aber vergleichbar mit einer Betonfläche und hat keinen biologischen Wert.

  • Ein Schottergarten versiegelt die Fläche und schädigt den Boden

Die Erde unter dem Vlies ist trocken und fast unbelebt. Regenwasser kann trotz wasserdurchlässiger Unkrautfolie oft nicht mehr richtig versickern – dies wirkt sich negativ auf die Bildung von neuem Grundwasser aus. Durch die Humusarmut kann das Wasser, das den Weg in den Boden findet, nicht gut gehalten werden. Dies kann zum Beispiel bei Starkregen dazu führen, dass das Wasser direkt auf die Straße oder in den Keller fließt. Der Boden wird durch einen Schottergarten so nachhaltig geschädigt, dass er oft Jahre braucht, um sich zu erholen. Das erschwert  die anschließende Anlage eines normalen Gartens auf einem solchen Grundstück. 

  • Schottergärten schaden dem Mikroklima

Pflanzen binden Staub und Schadstoffe aus der Luft. Zudem verdunsten sie Feuchtigkeit und sorgen damit für eine  Kühlung der unmittelbaren Umgebung. Damit haben sie eine positive Wirkung auf das Mikroklima.  Steinflächen eines Schottergartens dagegen heizen sich tagsüber sehr auf und geben diese Wärme auch nachts ab. Dieser Aufheizeffekt ist nicht nur theoretisch, man kann ihn auch spüren – insbesondere wenn es mehrere Schottergärten in einem Wohngebiet gibt. Auch der Lärm vorbeifahrender Autos wird durch einen Schottergarten verstärkt, während dichtes Blattwerk von Bäumen und Sträuchern im Vorgarten den Lärm dämpft.

  • Schottergärten brauchen auf längere Sicht viel Pflege 

Was sich so mancher sicher von seinem Schottergarten verspricht – nämlich wenig Pflegeaufwand – das ändert sich schneller als erwartet. Denn auch auf dem Schotter landet zum Beispiel Laub, das sich dort zwischen den Steinen festsetzt und nur schwer zu entfernen ist. Außerdem sammelt sich mit der Zeit in den Nischen der Steine ein für Unkräuter „brauchbares“ Substrat. Da nützt auch das Unkrautvlies nichts, denn die Samen fliegen sozusagen ein und finden überall einen Platz zum Keimen und Wachsen. Das Entfernen zwischen den Steinen ist sehr mühsam. Auch setzen sich auf den Steinen häufig Moos und Algen ab. 

 

Schottergärten sind durch die vielen Nachteile in letzter Zeit immer mehr in die Kritik geraten. In einigen Kommunen sind sie sogar schon verboten. Statt dessen soll dort zukünftig ein anderer Weg beschritten und mehr Natur im Garten gefördert werden.