Wissenswertes rund um das Reetdach

Wissenswertes rund um das Reetdach

Häuser mit Dächern aus Reet sind vor allem in Küstenregionen zu finden, weshalb ihr Anblick bei vielen direkt ein Urlaubsfeeling auslöst. Damit sie nicht von der Bildfläche deutscher Küsten verschwinden, setzen sich viele Gemeinden aktiv für den Erhalt von Häusern mit Reetdächern ein und stellen diese teilweise sogar unter Denkmalschutz. Welche Vor- und Nachteile ein Dach aus Reet haben kann, erklären wir im folgenden Beitrag.

Was ist Reet?

Reet ist ein Schilfrohrgewächs, das vor allem auf Sumpflandschaften wächst, weshalb es ursprünglich auch überwiegend im Norden Deutschlands zum Einsatz gekommen ist. Dadurch, dass der Rohstoff nachwächst und bis zu seiner Verwendung beim Eindecken des Dachs nicht chemisch behandelt wird, ist Reet ein sehr ökologischer Baustoff.

Das Reet wird erst geerntet, nachdem es beim ersten Winterfrost abgestorben ist und die Pflanze ihre typische goldbraune Farbe bekommen hat. Nach der Ernte werden die Halme ausreichend getrocknet, bis sie verarbeitet werden können. Da Reetdächer sich in Deutschland sehr großer Beliebtheit erfreuen, kann der nationale Bedarf aus der heimischen Ernte allerdings nicht mehr gedeckt werden. Der Rest des Bedarfs wird mit Produkten aus dem Ausland gedeckt, was sich allerdings auch negativ auf die Ökobilanz des Rohstoffs auswirkt.

Dach decken mit Reet

Im Vergleich zum normalen Ziegeldach bildet das Reetdach eine größere Investition, sowohl bei der Anschaffung als auch bei der folgenden Pflege. Gerade deshalb ist es wichtig, auf die Qualität des Materials und der Verarbeitung zu achten. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, ein Dach mit Reet zu decken. Unterschieden wird zwischen gebundenen, genähten und geschraubten Reetdächern. Egal, mit welcher Art das Reet verlegt wird, wichtig ist, dass es richtig ausgerichtet ist und eine Dachneigung von mindestens 45 Grad erreicht wird, damit Feuchtigkeit, die von außen auf das Dach trifft, nicht zu tief eindringen kann. Dringt die Feuchtigkeit nur wenige Zentimeter in die meist bis zu 35 cm dicke Reetschicht ein, kann das Dach schnell wieder trocknen und ist langlebiger.

Vor- und Nachteile eines Reetdachs

Neben seiner Optik und der Bewahrung einer alten Tradition besitzen Dächer aus Reet noch weitere Vorteile. So hat das Material sehr gute Dämmeigenschaften, wodurch die Wärme des Hauses gut gespeichert wird. Wird das Reet ordnungsgemäß verarbeitet, ist es außerdem ein sehr langlebiges Material, welches zudem, wie schon erwähnt, eine gute ökologische Bilanz besitzt.

Ein Nachteil ergibt sich aus der hohen Pflegebedürftigkeit des Naturmaterials, damit man lange Freude an seinem Reetdach haben kann. Vor allem Beläge wie Moos, Algen und Schimmel, unter denen sich Feuchtigkeit staut, können für den schnellen Verfall von Reet sorgen, weshalb seine Pflege besonders wichtig ist. Ebenfalls beachten sollte man, dass Reetdächer stärker brandgefährdet sind als normale Dachziegel. Durch verschiedene zusätzliche Brandschutzsysteme kann im Brandfall zumindest der Übergang des Feuers auf das Innere des Gebäudes verlangsamt werden. Ebenfalls kann das Reet mit einer Brandschutzbeschichtung weniger anfällig für Brände gemacht werden. Nichtsdestotrotz müssen Besitzer eines Hauses mit Reetdach mit einer teureren Versicherung rechnen.

Wie lange hält ein Reetdach?

Wie lange ein Reetdach genau hält, lässt sich schwer sagen, da seine Lebensdauer von vielen verschiedenen Faktoren, zum Beispiel der Qualität des Materials und seiner Verarbeitung und der Pflege des Dachs abhängt. Bei den richtigen Verhältnissen hält ein Reetdach aber wohl durchschnittlich 30 - 50 Jahre, unter optimalen Bedingungen sogar bis zu 100 Jahre. Um möglichst lange was von seinem Reetdach zu haben, wird empfohlen, das Dach einmal jährlich inspizieren und reinigen zu lassen.