Wo bauen oder kaufen? Welche Vor- und Nachteile hat ein Neubaugebiet?

Wo bauen oder kaufen? Welche Vor- und Nachteile hat ein Neubaugebiet?

Da die meisten Menschen nur einmal im Leben ein Haus bauen oder kaufen, ist die Frage der Lage von immenser Bedeutung, denn diese ist unveränderlich. Dabei geht es nicht nur um die Alternativen Innenstadt, Randlage oder auf dem Land – auch die Entscheidung für oder gegen ein Neubaugebiet muss getroffen werden. Hierfür spielen in erster Linie die individuellen Vorstellungen und Bedürfnisse eine Rolle. Welche Unterschiede prägen das Leben in einem Neubaugebiet im Vergleich zu dem in einem gewachsenen Wohngebiet? Wo liegen die Vor- und Nachteile? Hierzu erfahren Sie nachfolgend mehr.

Wie sind die Rahmenbedingungen bei einem Neubaugebiet?

Aus bautechnischer und auch baurechtlicher Sicht bietet ein Neubaugebiet einiges, was zur Orientierung und Sicherheit beiträgt. So muss man sich nicht um die Erschließung des Grundstücks kümmern. Diese ist nach §123 BazGB Aufgabe der betreffenden Gemeinde, wobei aber nach Abs. 3 des Paragraphen kein rechtlicher Anspruch auf Erschließung besteht, selbst wenn diese im Bebauungsplan vorgesehen ist. Die  Kosten für die Erschließung sind individuell, denn sie werden von der Gemeinde auf alle Grundstücke der erschlossenen Anlage umgelegt, wobei der Grundstückseigentümer für den erstmaligen Anschluss an die notwendigen Anlagen bis zu 90% der anteiligen Kosten zu tragen hat.

Durch den vorhandenen Bebauungsplan für ein Neubaugebiet sind baurechtliche Rahmenbedingungen festgeschrieben. Da sich jeder Bauherr an diese Regeln halten muss, ist man beispielsweise vor Überschreitungen von Baugrenzen oder Aufstockung von Nachbarhäusern geschützt.

Auch das Erstellen von Bodengutachten wird in den meisten Fällen für das gesamte Baugebiet erstellt, so dass entsprechende Maßnahmen dann für einzelne Grundstücke nicht erforderlich sind.

Nicht zuletzt bieten Neubaugebiete auch eine größere Planungssicherheit, da die anfallenden Erschließungskosten oder andere Fakten wie mögliche Nutzungsrechte von vornherein bekannt sind.

Welche Vorteile bietet ein Neubaugebiet?

Neben der öffentlichen Erschließung hat ein Neubaugebiet weitere Vorteile:

  • Man baut oder kauft ein Haus, das in der Regel auf dem neuesten Stand der Technik und energieeffizient ist. Kosten für Renovierungen etc. sind in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.
  • Ein großes Plus ist auch die Nachbarschaft! Das Einfügen in eine alt eingesessene Nachbarschaft ist nicht nötig. Denn alle Bewohner bauen oder beziehen etwa zur gleichen Zeit ihr Haus, haben damit ähnliche Interessen und müssen vergleichbare Herausforderungen meistern. Das verbindet und schweißt zusammen! Auch ähnliche Familienstrukturen, wie z.B. Kinder im gleichen Alter, erleichtern das Einleben und fördern die Gemeinschaft.
  • Die Infrastruktur in Neubaugebieten ist ein weiterer Vorteil. Einkaufsmöglichkeiten, neue Wege und Straßen, Grünflächen, Schulen, Kindergärten, Spielplätze und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sind einige Beispiele dafür. Allerdings dauert es häufig Monate oder gar Jahre, bis alles fertiggestellt und verfügbar ist, hier ist dann etwas Geduld gefragt. In der Anfangszeit muss daher auch mit  Beeinträchtigungen, z.B. durch Baulärm, gerechnet werden.
  • Neubaugebiete findet man häufig am Stadtrand und sind damit ruhiger und grüner gelegen als zentrumsnahe Wohngebiete.

Hat ein Neubaugebiet auch Nachteile?   

Grundsätzlich gilt: Ein perfektes Wohngebiet gibt es nicht. Denn jeder Vorteil hat meist auch einen Nachteil. Hier kommen dann die individuellen Bedürfnisse und Wünsche zum Tragen, die Priorität haben. So ist zum Beispiel die Nähe zu Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten für viele Menschen ein bedeutender Vorteil, andere stören sich vielleicht an dem dadurch entstehenden Verkehrsaufkommen.

  • Zum Kaufzeitpunkt des Grundstücks ist es schwer, sich vorzustellen, wie die Siedlung später aussehen wird. So kann etwa eine anfangs noch grüne Wiese im Verlauf der Bebauung beispielsweise zum Supermarktparkplatz werden. Hier sollte im Vorwege ein Blick auf den Bebauungsplan Klarheit schaffen.
  • In einem bereits bestehenden, gewachsenen Wohnumfeld kann man sich schon im Voraus ein Bild über die Infrastruktur, die umliegenden Gebäude und die Nachbarschaft machen. Außerdem sind die Grundstücke hier meist schon eingewachsen und strahlen einen individuellen Charme aus.
  • Die Architektur in manchen Neubaugebiete ist  – ggf. auch durch entsprechenden Vorgaben und Reglementierungen im Bebauungsplan – oft etwas monoton und lässt wenig Raum für die Umsetzung eigener Vorstellungen.
  • Die Grundstücke sind vergleichsweise klein und für manche Vorhaben wie Selbstversorgung oder Tierhaltung möglicherweise nicht gut geeignet. Außerdem kann es Jahre dauern, bis der Garten eingewachsen ist und die gewünschte Privatsphäre bietet.

Der Flächenverbrauch soll reduziert werden

Auch wenn Neubaugebiete meistens mit energieeffizienten und damit klimafreundlichen Häusern bebaut werden, müssen für sie oft ökologisch wertvolle Naturflächen oder Äcker weichen. Für die Bebauung werden Flächen „verbraucht“ und oft großflächig versiegelt. Die Bundesregierung hat sich deshalb im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 2003 lag der Flächenverbrauch noch bei 120 Hektar pro Tag.

 

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