Wohngesunde Wandfarben liegen im Trend

Wohngesunde Wandfarben liegen im Trend

Ein frischer Anstrich lässt Räume wie neu aussehen und Farbe ist ein bedeutendes Gestaltungselement. Doch nicht nur die Optik ist entscheidend. In der heutigen Zeit spielt auch nachhaltiges und gesundes Wohnen eine immer größere Rolle. Neben vielen Dispersionsfarben werden in Baumärkten, Fachgeschäften und Online-Shops immer häufiger auch Naturfarben angeboten. Welche wohngesunden Farben gibt es, worin unterscheiden sie sich und was ist beim Kauf sowie bei der Verarbeitung zu beachten? Erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag mehr dazu.

Warum ist Dispersionsfarbe nicht ganz unbedenklich?

Der Klassiker unter den Wandanstichen, die Dispersionsfarbe, besteht aus Quarzmehl, Kalk oder Silikat. Für Farbton und Deckkraft sorgen entsprechende Pigmente. Lösemittel ist meist Wasser. Da als Bindemittel Kunststoffe wie Acryl oder Kunstharz eingesetzt werden, spricht man auch von Kunststoff-Dispersionsfarbe. Diese Farbe hat einige Vorteile: Sie lässt sich leicht verarbeiten, ist mit Wasser verdünnbar und haftet gut auf verschiedenen Untergründen. Außerdem lässt sie sich meist ohne Probleme überstreichen.

Doch je nach Höhe des Kunststoffanteils dichtet die Dispersionsfarbe die Wand ab. Und auch für Allergiker können normale Dispersionsfarben auf Wasserbasis problematisch sein, weil sie teilweise mit Konservierungsstoffen aus der Gruppe der Isothiazolinone haltbar gemacht werden. Diese führen häufiger zu Kontaktallergien.

Ein Forschungsprojekt der Universität Bayreuth analysierte außerdem in diesem Jahr zwei typische Dispersionsfarben und entdeckte dabei potentiell schädliche Partikel, die ein Problem für die Umwelt sein können. Wenn Pinsel, Rollen und Abstreifgitter ausgewaschen werden, gelangen diese Partikel, die nur wenige Mikro- oder Nanometer groß sind, in das Abwasser und damit in die Umwelt, wo sie dort lebende Organismen schädigen können.

Was sind wohngesunde Farben?

Als wohngesund werden Farben bezeichnet, die keine Schadstoffe enthalten, also frei von chemischen Konservierungsstoffen, Lösungsmitteln und Weichmachern sind. Echte baubiologische Wandfarben bestehen aus natürlichen Rohstoffen mineralischen oder pflanzlichen Ursprungs. Sie enthalten in der Regel Bindemittel auf Kalk-, Silikat-, Lehm- oder Naturharzbasis. Damit sind sie emissionsarm, feuchtigkeitsregulierend und auch für Allergiker und Menschen mit einer Multiplen Chemikalien-Sensitivität (MCS) geeignet.

Welche wohngesunden Wandfarben gibt es?

Kalkfarbe: Kalk gehört zu den historisch ältesten Wandbeschichtungen. Kalkfarbe besteht klassischerweise aus Sumpfkalk und Wasser. Je nach Hersteller werden noch natürliche Füllstoffe wie zum Beispiel Zellulosefasern sowie Erd- und Mineralpigmente hinzugefügt. Dass diese Naturfarbe wieder voll im Trend ist, liegt auch an ihren positiven Eigenschaften. Die wohl bekannteste ist ihre Fähigkeit, Schimmelbildung vorzubeugen. Durch den hohen pH-Wert von Kalkfarbe ist sie alkalisch und bietet damit Schimmelsporen keinen Nährboden.

Kalkfarbe gilt außerdem als hoch diffusionsoffen, atmungsaktiv und hat den großen Vorteil, in Innenräumen feuchtigkeitsregulierend zu wirken und dabei gleichzeitig unangenehme Gerüche zu binden. Damit schafft Kalkfarbe beste Voraussetzungen für ein behagliches Raumklima.

Zu beachten ist allerdings, dass mehrere Anstriche nötig sind, um die gewünschte Deckkraft zu erhalten. Auch die geringe Abriebfestigkeit macht Kalkanstriche nicht für alle Räume gleichermaßen empfehlenswert. Da Kalkfarbe stark alkalisch ist, sollte während der Verarbeitung entsprechende Schutzkleidung (Handschuhe, Schutzbrille) getragen werden.

Lehmfarbe: Die Hauptbestandteile von Lehmfarbe sind feingemahlene Tonmehle. Dazu kommen Pflanzenstärke, Zellulosefasern und pflanzliches Eiweiß. Verschiedene Erd- und Mineralpigmente sorgen für den individuellen Farbton. Die Farbtöne erscheinen samtig­ matt und in erdigen Nuancen. Lehmfarbe zeichnet sich vor allem dadurch aus, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen, zu speichern und wieder abzugeben. Durch die Zirkulation der Feuchtigkeit werden die Wände nicht versiegelt und damit beugt Lehmfarbe der Schimmelbildung vor.

Um ein optimales Raumklima zu erzielen, ist der passende Untergrund wichtig. Lehmfarbe ist nicht auf allen Untergründen anwendbar. Dieser sollte atmungsaktiv und nicht versiegelt sein – wie zum Beispiel Lehmputz.

Silikatfarbe: Silikatfarbe gehört zur Familie der Mineralfarben und wird auch Keimfarbe oder Wasserglasfarbe genannt. Es handelt sich hier um eine Wandfarbe mit zwei Komponenten, bestehend aus einem Farbpulver und dem mineralischen Bindemittel Wasserglas (Kaliumsilikat). Durch ihren natürlichen hohen PH-Wert ist Silikatfarbe ein schlechter Nährboden für Schimmelpilze und Keime. Sogar einer Algenbildung beugt sie effektiv vor. Außerdem ist Silikatfarbe diffusionsoffen, wasserfest und langlebig. Daher ist sie insbesondere für Feuchträume gut geeignet.

Da es beim Anstrich mit Silikatfarbe zu einer sogenannten Verkieselung mit dem Untergrund kommt, muss beim Streichen einiges beachtet werden: Das betrifft den Kauf des richtigen Produktes, geeignete Untergründe, die Verarbeitung und das Mischen mit Abtönfarben.

Beim Streichen mit Silikatfarbe sollte man unbedingt Schutzkleidung, Handschuhe und eine Schutzbrille tragen, denn die Farbe kann durch den hohen pH-Wert bei Hautkontakt zu Reizungen und Hautschäden führen.

Kaseinfarbe: Kaseinfarbe ist eine Wandfarbe, die als Bindemittel reines natürliches Kasein (Milcheiweiß) enthält und über eine sehr hohe Bindekraft verfügt. Bei Kasein handelt es sich um einen Käsestoff, der durch Ausfällung bevorzugt aus fettarmer Milch gewonnen wird.

Als Farbpigmente kommen Erd- und Mineralbestandteile infrage, die keine Probleme mit dem alkalischen Milieu haben. Kaseinfarben sind angenehm zu verarbeiten und haben eine gute Deckkraft. Sie sind dampfdurchlässig, wischfest und kompostierbar.

Wer die Naturfarbe nach eigenen Rezepten mit Quark selbst anrühren möchte, sollte Magerquark verwenden, denn ein hoher Fettanteil vermindert die Bindekraft. Für eine hochdeckende Wandfarbe kann man noch Marmormehl oder Kreide beimischen.

Für feuchte Räume wie Küche, Badezimmer oder Keller ist Kaseinfarbe aufgrund der Schimmelanfälligkeit allerdings nicht geeignet.

Dispersionsfarbe auf Naturharzbasis: Inzwischen wird auch Dispersionsfarbe auf Naturharzbasis in vielen Farben angeboten. Sie besteht aus pflanzlichen Ölen (Rizinus- oder Leinöl), Wasser sowie einigen anderen natürlichen Inhaltsstoffen und ist wasch- und wischfest. Im Gegensatz zu herkömmlicher Kunstharz-Dispersionsfarbe hat diese Variante feuchteregulierende und atmungsaktive Eigenschaften. Durch den Verzicht auf chemische Binde- und Lösemitteln sollen diese Farben zudem weitaus gesundheitsverträglicher sein und zu einem besseren Wohnraumklima beitragen.

 

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