Ist Bausparen nun wieder „in“?

Ist Bausparen nun wieder „in“?

Das Eigenheim als Ziel vor Augen, galt für viele Menschen lange Zeit der Abschluss eines Bausparvertrages als sichere Anlage und Möglichkeit, langfristig niedrige Zinsen für das geplante Vorhaben zu gewährleisten. In den letzten Jahren aber hat das niedrige Zinsniveau bei Bankkrediten dazu geführt, dass Bausparverträge an Attraktivität verloren haben. Doch nun gehen die Zinsen nach oben und führen zu deutlich höheren Finanzierungskosten - damit steigt auch das Interesse an Bausparverträgen wieder. Lesen Sie im nachfolgenden Artikel unter anderem, wie Bausparen funktioniert und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringen kann.

Das Neugeschäft bei Bausparkassen boomt

Seit Jahresbeginn steigen die Bauzinsen rasant. Und es wird wohl auch auf längere Sicht mit niedrigen Zinsen für Hypothekendarlehen vorbei sein. Das Zinsniveau hat sich im Schnitt seit Dezember 2021 verdreifacht. Durch die Angst vor weiter steigenden Zinsen und den daraus resultierenden höheren Belastungen werden Bausparverträge wieder attraktiver.

Damit gibt es neuerdings Erfolgsmeldungen der Anbieter von Bausparverträgen. Mehrere große Bausparkassen spüren eine Trendwende im Geschäft. Die Nachfrage steigt, bei den Neuverträgen wird ein Wachstum verzeichnet und man äußert sich zuversichtlich, auch was den weiteren Geschäftsverlauf im Jahr 2022 angeht.

Diese positiven Meldungen aus der Branche zeigen, dass Bausparen offensichtlich wieder im Trend ist. Das Interesse der Menschen, die für den Bau, den Kauf oder die Renovierung einer Immobilie auf diese Weise Geld ansparen möchten, steigt.

Wie funktioniert das Prinzip „Bausparen“?

Zunächst wird eine Bausparsumme festgelegt, die insgesamt erreicht werden soll. Dann beginnt die Ansparphase, in der 40 oder 50 Prozent dieser Summe angespart werden. Das dauert in der Regel sieben oder acht Jahre, von den Bausparkassen gibt es auf das Ersparte einen Guthabenzins von 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr. Dazu kommen dann die vermögenswirksamen Leistungen, also Förderungen von Staat und Arbeitgeber.

Ist nach dieser ersten Phase der angestrebte Betrag zusammengekommen sowie die Mindestspardauer verstrichen, ist der Bausparvertrag "zuteilungsreif". Das heißt, alle Voraussetzungen, um das Bauspardarlehen zu bekommen, sind theoretisch erfüllt.

Das angesparte Geld kann ausgezahlt werden und der Rest der Bausparsumme wird dann ebenfalls als fest verzinstes Darlehen von dem Bauspar-Anbieter ausgezahlt. Damit steht dem Sparer die komplette Summe zur Verfügung, wobei der Anteil des Darlehens in monatlichen Raten zurückgezahlt wird.

Der große Vorteil: Der Zinssatz für das Darlehen wird bei bereits bei Abschluss festgeschrieben, auch wenn der Kredit erst in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren in Anspruch genommen wird.

Wofür kann das Geld aus dem Bausparvertrag verwendet werden?

Das Guthaben eines Bausparvertrages kann für den Bau oder Kauf einer Immobilie genutzt werden. Aber auch für eine Sanierung oder Modernisierung der Immobilie oder andere sogenannte „wohnwirtschaftliche Maßnahmen“ rund um die Immobilie kann man das Geld verwenden, beispielsweise für den Einbau einer neuen Heizung oder neuer Fenster.

Gibt es staatliche Fördermittel für Bausparverträge?

Bausparer können staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die Wohnungsbauprämie beträgt zehn Prozent der jährlich eingezahlten Summe, maximal aber 70 Euro für Alleinstehende und 140 Euro für Verheiratete pro Jahr.

Wer von seinem Arbeitgeber vermögenswirksame Leistungen erhält, bei dem kann auch die Arbeitnehmer-Sparzulage in Höhe von 43 Euro jährlich in einen Bausparvertrag fließen.

Die sogenannte „Wohn-Riester“ (eigentlich: Eigenheimrente) ist ein komplexes und kompliziertes Konstrukt. Dabei wird der klassische Riester-Sparvertrag - vereinfacht ausgedrückt - durch die selbst genutzte Immobilie ersetzt. Auch hier sind Zulagen und eventuell Steuervorteile möglich.

Welche Nachteile hat ein Bausparvertrag?

Neben den Vorteilen, die ein Bausparvertrag bieten kann, gibt es aber auch Nachteile, die beachtet werden sollten. Das wären zum einen die Abschlussgebühren für einen Bausparvertrag, die bei den unterschiedlichen Anbietern zwischen 1,0 und 1,6 Prozent der Bausparsumme liegen. Bei einem Betrag von 200.000 Euro wären das also schon 2.000 bis 3.200 Euro. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass die Verzinsung in der Ansparphase in der Regel sehr niedrig ist. Sie liegt je nach Bausparkasse derzeit zwischen 0,01 und 0,10 Prozent Verzinsung pro Jahr.

Bausparer bilden ein geschlossenes Finanzsystem. Das bedeutet auch, dass als Darlehen nur Geldmittel ausgezahlt werden, die alle Kunden zuvor als Guthaben aufgebaut haben. Die Zuteilung des Darlehens ist somit nicht garantiert.

Für wen ist Bausparen sinnvoll?

Bausparen kann insbesondere für Menschen sinnvoll sein, die wissen, dass sie in einigen Jahren eine Immobilie kaufen möchten. Auch für Immobilienbesitzer, die in den nächsten 5-10 Jahren Renovierungen planen, kann Bausparen zur Finanzierung dieser Maßnahmen geeignet sein. Wenn Sie unsicher sind, wie Sie am besten vorgehen sollten, können Sie sich für eine Beratung an die Verbraucherzentralen wenden.