Lehm – ein ökologischer Baustoff mit Zukunft.

Lehm – ein ökologischer Baustoff mit Zukunft.

Lehm wird seit Jahrtausenden als Baustoff verwendet. Damit zählt das Bauen mit Lehmsteinmauererwerk zu den ältesten Bautechniken weltweit und war auch in Europa sehr verbreitet. Doch im Zuge der Industrialisierung im 19.Jahrhundert wurde es fast vollständig durch andere Baustoffe ersetzt, nachfolgend kamen zum Beispiel gebrannte Ziegel oder Kalksandsteine zum Einsatz. Nun kommt das Baumaterial Lehm wieder mehr ins Gespräch und zum Einsatz. Welche Vorteile Lehmsteine haben - insbesondere in Bezug auf ihre Ökobilanz - und was eine neue DIN-Norm für den Einsatz von Lehm als Baustoff bedeutet, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.

Nachhaltig und klimaschonend bauen mit Lehm.

Seit einigen Jahren hat Lehmsteinmauerwerk (Lehmsteine und Lehmmauermörtel) wieder an Bedeutung gewonnen. Das wachsende Interesse liegt insbesondere an der guten Ökobilanz. Im Vergleich zu anderen mineralischen Baustoffen ist das Treibhauspotenzial von Lehmbaustoffen deutlich geringer. Warum ist Lehm so gut für das Klima von Haus und Umwelt?

  • Verfügbarkeit

Für klimafreundliches und nachhaltiges Bauen ist die Grundvoraussetzung, die Verfügbarkeit von Lehm, sehr gut. Denn dieses Baumaterial - einfache Erde mit einem Anteil an Tonmaterialien - ist ein Rohstoff, der lokal und auch weltweit in fast allen Böden vorkommt.

  • Schonung wertvoller Ressourcen

Beton ist eine Mischung aus Sand, Kies, Wasser und dem Bindemittel Zement. Für jede Tonne Zement sind rund 10 Tonnen Sand und Kies notwendig. Sand ist bereits heute ein knappes Gut. Auch Lehmbaustoffe enthalten Sand, hier kann aber diese wertvolle Ressource sortenrein zurückgewonnen und erneut genutzt werden.

  • Weniger CO2-Emissionen

Insbesondere die Herstellung von Zement, einem wesentlichen Bestandteil von Beton, verursacht hohe CO2-Emissionen. Auch herkömmliche Ziegelsteine werden energieintensiv hergestellt, da sie gebrannt werden. Bei Mauersteinen aus Lehm entfallen derartige energieintensive Brennvorgänge, denn anders als herkömmliche Ziegel werden Lehmsteine lediglich getrocknet. Daher besteht für ihre Herstellung ein deutlich geringerer Primärenergiebedarf, so dass der CO2-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen äußerst niedrig ist und mit bis zu 85 % weniger Energie eine gute CO2-Bilanz aufweist.

  • Gutes Wohnklima

Lehmbaustoffe haben viele positive Auswirkungen auf das Raumklima und die Wohngesundheit. Durch die Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf kann Lehm die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise regulieren und damit für eine angenehme Raumfeuchtigkeit sorgen. Während Lehmwände im Winter die Wärme aus Heizung oder Kamin in den Räumen speichern, geben sie im Sommer Feuchtigkeit ab und wirken damit angenehm kühlend.

  • Recyclingfähigkeit

Baustoffe wie Beton können nur zu minderwertigen Bestandteilen für neue Materialien recycelt werden. Dagegen ist bei Lehmmauersteinen aufgrund ihrer Wasserlöslichkeit ein vollständiges Recycling möglich. Die einzelnen Bestandteile, wie etwa die wertvolle Ressource Sand, können somit als reine Komponenten zur Herstellung hochwertiger Baustoffe erneut genutzt werden.

Neue DIN-Norm erleichtert den Einsatz von Lehm als Baustoff.

Da fast acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen bei der Herstellung von Beton anfallen, können Naturbaustoffe wie Lehm für die Baubranche eine nachhaltige Alternative sein. Dafür wurde in diesem Jahr eine neue DIN-Norm erarbeitet und veröffentlicht, die den Einsatz von Lehm als Baustoff erleichtern soll. Bisher war das Regelwerk für Lehmsteine sehr einschränkend angelegt, was eine Nutzung des Materials erschwert hat.

Mit der neuen DIN-Norm 18940 ebnet die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) nun den Weg für die breite Verwendung von Lehm-Mauerwerk. Vorangegangen ist ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Projekt, in dem die mechanischen Eigenschaften und die Tragfähigkeit von Lehmsteinen untersucht wurden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in die neue DIN-Norm eingeflossen. So ist beispielsweise tragendes Lehmsteinmauerwerk laut DIN-Norm künftig bis zu einer Gebäudehöhe von 13 Metern (bis Gebäudeklasse 4) möglich.

Mit der neuen DIN-Norm steht Planungsbüros eine verlässliche Quelle zur Verfügung, in der genaue Angaben zum Einsatz von Lehmmauerwerk zu finden sind. Zudem erleichtert sie der Industrie, klimaneutrale und energiesparende Lehmprodukte am Markt zu etablieren.

Die DIN-Norm 18940 gilt für tragende Lehmsteinwände außerhalb von Hochwasser- und/oder Überschwemmungsgebieten und ersetzt die bisherigen Lehmbau-Regeln des Dachverbandes Lehm von 1999. Mit der neuen Norm nimmt Deutschland weltweit eine Vorreiterrolle im Lehmmauerwerksbau ein.

 

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