Wohngebäudeversicherungen werden 2023 deutlich teurer.

Wohngebäudeversicherungen werden 2023 deutlich teurer.

Für viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer bringt die aktuelle Jahresrechnung der Wohngebäudeversicherung eine böse Überraschung mit sich. Der Versicherungsschutz wird deutlich teurer als im Vorjahr, Preissprünge von 20 oder 30 Prozent sind keine Seltenheit. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die die Prämien bei der Wohngebäudeversicherung deutlich in die Höhe treiben. Mit höheren Ausgaben müssen nicht nur Immobilieneigentümer, sondern auch Mieter rechnen, denn die Kosten können umgelegt werden. Womit die starken Beitragserhöhungen im Einzelnen begründet werden und wann es ein Sonderkündigungsrecht gibt – erfahren Sie dies und mehr in unserem nachfolgenden Artikel.

Warum steigen die Preise für Gebäudeversicherungen?

In den vergangenen zehn Jahren lagen die jährlichen Kostensteigerungen für Wohngebäudeversicherungen nach Angaben der Stiftung Warentest jeweils nur bei etwa drei Prozent pro Jahr.

Doch Hochwasser und Sturzfluten im Sommer 2021 haben die Versicherer viel Geld gekostet. Die dadurch entstandenen versicherten Schäden werden vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft mit über 12 Milliarden Euro beziffert, davon neun Milliarden an Gebäuden, Hausrat und Betrieben.

Zudem lassen massiv gestiegene Baukosten durch Inflation, steigende Handwerkerpreise und stetig teurer werdende Baustoffe den Baupreisindex rasant nach oben schnellen. Dadurch werden die Prämien deutlich höher, denn die Wohn­gebäude­versicherer sind verpflichtet, ihre Beiträge jähr­lich an die Index­erhöhung anzugleichen. Sie müssen also die Preise anheben.

Wie das Statistische Bundesamt feststellt, lagen die Preise für den Neubau eines konventionellen Hauses im Mai 2022 um 17,6 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Entsprechend legte dann der Baupreisindex zu, den das Bundes­amt jähr­lich erfasst: von 1.668,2 im Jahr 2022 auf voraus­sicht­lich 1.961,4 ab 1. Januar 2023.

Laut Stiftung Warentest ist bei Gebäudeversicherungen mit Preisanhebungen von bis zu 30 Prozent zu rechnen. Denn die Anhebung aufgrund der Anpassung des Neuwertfaktors wird in der Regel alle Verträge treffen, darüber hinaus sind aber auch weitere Erhöhungen möglich.

Was versteht man unter dem gleitenden Neuwert?

Dass die Versicherungsprämien deutlich stärker steigen als die Inflation, ist für viele Versicherungsnehmer zunächst unverständlich. Die größere Steigerung liegt aber daran, dass die meisten Wohngebäude zum gleitenden Neuwert versichert sind. Der gleitende Neuwert eines Wohngebäudes ist ein errechneter Wert, der angibt, wie viel der vollständige Neubau in einem bestimmten Jahr kosten würde. Die Besonderheit des gleitenden Neuwerts ist also, dass dieser die Wertentwicklung der Immobilie berücksichtigt.

So wird das Gebäude nicht mit einer fest vereinbarten Versicherungs­summe versichert, sondern die Summe wird jedes Jahr angepasst. Dies ist wichtig, denn wenn ein Haus beispielsweise abbrennt und komplett neu errichtet werden muss, ist eine Versicherungssumme erforderlich, die ausreicht, um einen Neubau in gleicher Art und Qualität abzudecken. Entscheidender als die Inflationsentwicklung ist also, wie stark der Baupreisindex für Wohngebäude und der Tariflohnindex für das Baugewerbe gestiegen sind.

Mit einer Preisanhebung für Wohngebäudeversicherungen ist somit auch eine höhere Leistung im Schadenfall verbunden.

Teurere Wohngebäudeversicherung: Wann gilt ein Sonderkündigungsrecht?

Wenn Beitragserhöhungen sich an dem gleitenden Neuwertfaktor orientieren, hat der Kunde kein Sonderkündigungsrecht. Für viele Versicherungsunternehmen war die Wohngebäudeversicherung in den letzten Jahren allerdings ein Zuschussgeschäft. So kann es sein, dass etliche Versicherer Beitragserhöhungen umsetzen, die sich nicht nur auf den gleitenden Neuwertfaktor beziehen.

Wenn der Beitrag um mehr als etwa 15 Prozent erhöht wird, kann vom Versicherungsnehmer das Sonderkündigungsrecht in Anspruch genommen werden. Doch Verbraucherschützer warnen vor überstürzten Kündigungen. Insbesondere bei älteren Häusern, die in den vergangenen Jahren schon Schäden hatten, gehen viele Versicherungsunternehmen auf Abstand. Gerade unter Zeitdruck kann es dann schwierig werden, einen neuen Versicherer zu finden. Daher ist es wichtig, erst dann zu kündigen, wenn man einen neuen Vertrag sicher hat. Wer kündigen will, sollte vorher Angebote vergleichen, neben Preisen auch die Leistungen, rät die Stiftung Warentest.

 

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